Rittermord by Edgar Noske
Autor:Edgar Noske [Noske, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-01-15T16:00:00+00:00
Kapitel 17
Weil ich Angst hatte, es sei noch Streuselkuchen da, kaufte ich drei Stücke Obstplunder. Eins zuviel, denn Gina war nicht mehr da.
»Hat sie nichts gesagt?« fragte ich Beate.
»Nur, daß sie zurück muß«, sagte sie. »Sie könne dieser Frau Sowieso nicht zumuten, die ganze Arbeit allein zu machen. Wir sollen sie aber auf dem laufenden halten. Ach so, die Telefonnummer sei sieben-drei-drei-sieben, soll ich dir ausrichten. Du wüßtest dann schon Bescheid. Das Diktiergerät liegt im Flur. Ich hab die Nummer mal aus Jux gewählt. Da meldet sich das ›Wirtshaus an der Rauschens«
»Ich weiß. Der Laden gehört Kuno.«
»Meinst du Kuno, den Barden?«
»Ja, er ist unser Mister X.«
»Das glaub ich nicht!«
»Was heißt hier, das glaub ich nicht? Ich riskiere Kopf und Kragen, um das herauszufinden, und dann sagst du einfach, du glaubst das nicht.«
»Nun reg dich doch nicht gleich so auf.«
Beate tätschelte meine linke Hand. Die war zwar weiter weg als die rechte, aber in der rechten hielt ich die Kaffeetasse. »Wie hast du das rausgekriegt?«
Ich erzählte ihr von Metzen, von dem Graumelierten, der Viltz sein mußte, von Kuno, von Willy, von den zwei Rottweilern und nicht zuletzt von der Lingscheid und Emmelmann – einfach die ganze Geschichte. Beate war fasziniert, als plaudere James Bond aus dem Nähkästchen.
»Jetzt müssen wir eigentlich nur noch herausfinden, wer von den dreien reiten kann und für den Tatabend kein Alibi hat«, sagte sie mit eiferglühenden Bäckchen.
»Oh, Mädchen, vergiß es. Nach Reiten sehen die alle drei nicht aus. Wenn sie überhaupt dahinterstecken, dann haben sie für den Job jemanden angeheuert. Typen wie die machen so was nicht selbst.«
Beate knickte ein wie unter einer Zentnerlast.
»Keine Panik«, sagte ich. »Wenn sie’s waren, kommen wir ihnen auch drauf. Das geht nur nicht von heute auf morgen.«
»Wenn die Lingscheid gestehen würde, daß Kuno sie angestiftet hat, mehr Geld zu verlangen, als Josef ihr zahlen konnte, dann hätten wir doch einen Ansatzpunkt, oder nicht?«
»Von der Alten muß ich mich in den nächsten Tagen fernhalten, sonst krieg ich Ärger mit Emmelmann.«
»Wer sagt denn, daß du ihr auf die Pelle rücken mußt?«
»Gestern war die Kiste angeblich sogar für mich zu heiß, und heute willst du als Amateurin einsteigen. Du spinnst doch.«
»Mein Vorteil ist, daß mich niemand auf der Rechnung hat, Tom. Du dagegen bist – wie nennt man das noch bei Spionen? – verbrannt.«
»So fühl ich mich auch«, sagte ich.
Den Kaffee hatte ich selbst gekocht, aber trotzdem schmeckte er nicht. Ich stellte die halbvolle Tasse zur Seite.
»Teilen wir uns das letzte Stück?« Beate deutete mit ihrer Gabel auf den Plunder.
»Iß nur«, sagte ich und klemmte mir einen Zahnstocher zwischen die Zähne. »Damit du groß und stark wirst.«
»So stark wie du, was?«
»Hoyer«, plapperte ich plötzlich. »Adrian Hoyer. Ein Rechtsanwalt.«
»Was ist los?«
»In der Kassette war der Brief eines Anwalts namens Adrian Hoyer.«
»Ein Brief an Josef?«
»Nein, nein. Der Brief war adressiert an … an Jakob. Jawohl, an Jakob. Und es ging darum, daß Jakob Josef noch Geld aus der Erbschaft schuldet. Glaube ich zumindest«, schränkte ich ein.»Hat Jakob nicht gesagt, er hätte Josef seinen Anteil vollständig ausbezahlt?«
»Hat er.
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